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Feet on the ground

Eine Hommage an gelebte Leidenschaften. Und über die Liebe zum Barfußlaufen

Julie Sunflower alias Julie Malmström zu treffen, ist hin und wieder eine kleine Herausforderung. Die Musikerin aus Kopenhagen ist jüngst aufs Land gezogen und hat sich einen kleinen Traum erfüllt – naturnah leben.

Wenn sie sich nicht dort zwischen Eseln, Schafen, einem Hängebauchschwein und derzeit zwei kleinen Ziegenbabys aufhält, ist die 34-Jährige viel unterwegs. Mit der Musik als gelebte Leidenschaft im Gepäck, zieht sie oft mit ihrer Gitarre und einem Rucksack los.

Von Gig zu Gig, zwischen kleinen und großen Bühnen, hier und da ein künstlerisches Projekt, dazwischen ein Videoshooting im Wald. Julie Sunflower ist ein Paradebeispiel einer vielbegabten Person, die sich bei aller Kreativität und Ideenreichtum am liebsten in Bescheidenheit wiegt.

Nachhaltigkeit, bewusste Lebensführung, Respekt gegenüber Tier und Natur, Tiefgründigkeit und möglichst viel Barfußlaufen sind Werte, die sie durch ihren oft turbulenten und ideenreichen Alltag tragen. Wir haben die 34-Jährige auf der dänischen Insel Omo zu einem Gespräch und einem kleinen Live-Konzert am Meer getroffen.

1) Julie, was bedeutet es für dich, Leidenschaften leben zu können?

In der Lage zu sein, wöchentlich mit meinen Leidenschaften zu arbeiten, hilft mir, mich einfach lebendig fühlen. Ich fühle mich gefangen, wenn ich nichts erschaffen kann. Immer wenn ich eine Weile keine Zeit hatte, einen Song zu schreiben, hatte ich das Gefühl, mich selbst zu verlieren. Zu verlieren, wer ich als Person bin. Also versuche ich auch ein Stück weit mich selbst durch die Songs wieder zu finden.

Ich kann fast spüren, wie meine Finger zucken und Melodien aus mir herausfliegen. Ich fange an zu summen und gehe mit meiner Gitarre durch das Haus, um Akkorde zu finden oder aber ich sitze auf der Couch und schreibe Texte auf Papier und Stift – arbeite mit dem, was mir am nächsten ist.

Der kreative Drang, etwas zu erschaffen, kommt tief aus meiner Brust. Schreiben. Singen. Teilen. Während ich an einem Song arbeite, kann ich mich wieder wie ich selbst fühlen. Ich fühle Zweck. Ich spüre Selbstliebe. Ich habe Lust, das Lied anderen vorzusingen. Ich habe Lust, ein Konzert zu geben, um mit dem Publikum rund um die Musik in Kontakt zu treten. Ich fühle mich schon seit meiner Kindheit so.

Ab dem 12. Lebensjahr begann ich, komplette Songs am Klavier zu schreiben, mit Akkorden und mit Texten in schlechtem 6. Klässler-Englisch. Ich habe praktisch während meines gesamten Aufwachsens Songs geschrieben, auch während ich Film und Medien studierte und als Videograf arbeitete. Ein paar Mal im Jahr bin ich damals auch bei Mikrofonabenden aufgetreten.

2) Als freie Musikerin zu leben, ist ja auch ganz schön mutig. Nun bringt jede mutige Entscheidung nicht nur viel Freiheit, Selbstverwirklichung und Wachstum, sondern hat ja auch eine Kehrseite. Magst du uns darüber etwas erzählen und wie gehst du damit um?

Es war sowohl beängstigend als auch belebend, eine erfolgreiche Singer-Songwriterin zu werden. Finanziell ist es schwierig, als unabhängige Musikerin genug Geld bei Konzerten zu verdienen. Aber ich versuche es weiter. ICH! Ich möchte keine Wirtschaftshilfe vom Staat erhalten. Außerdem mag ich die Idee nicht, Geld von der Gesellschaft zu verwenden. Ich möchte unabhängig sein. Stattdessen habe ich gelernt, ein sparsames, aber reiches Leben zu führen.

Ich habe gelernt, Geld zu sparen. Ich habe gelernt, ohne die Dinge zu leben, die ich nicht brauche, um glücklich zu sein. Ich habe eine günstige Wohnung gefunden. Ich tauche in den Müllcontainer. Ich gehe nicht ins Kino oder kaufe Alkohol oder Essen oder Getränke zum Mitnehmen. Ich mache alle meine Speisen selbst. Ich kaufe gebraucht. Ich aktualisiere nicht auf die nächste Version der digitalen Tools. Ich passe auf meine Sachen auf, damit sie nicht kaputt gehen. Ich verbringe Zeit damit, zu lernen, wie ich meine Sachen reparieren kann.

Ich verwende täglich Zahnseide und spare Zahnarztrechnungen. Ich habe gelernt, meine eigenen Haare zu schneiden. Ich vermiete mein Haus, das die Reisekosten bezahlt. Und so weiter. Lernen und tun statt kaufen ist mein Mantra. Ich wünschte, ich hätte mehr Geld gespart, aber ich bin dankbar, dass ich schuldenfrei bin. Wohnungskauf ist hingegen unmöglich. Also habe ich einen schönen Ort auf dem Land gefunden, um mit meinem Partner zu leben, der weniger als eine Stunde von unserer Familie und von Kopenhagen entfernt ist.

Wir helfen bei der Versorgung der Tiere auf dem Hof ​​und haben eine niedrige Miete. Ich liebe Tiere so sehr. Es macht mir so viel Freude, Ziegen und Lämmer und Hunde zu streicheln. Es ist wirklich ein erstaunlicher Ort zum Leben. Meine Musik-Gigs und Video-Jobs zahlen gerade genug, um über die Runden zu kommen und um Musik-Equipment zu kaufen. Ich habe einen 6h/Woche Job, der meine Miete bezahlt. Ich habe manchmal das Glück, hier und da etwas Geld zu bekommen, was auch hilft.

3) Inwieweit versucht du Nachhaltigkeit in dein Leben zu integrieren?

Ich integriere Nachhaltigkeit in hohem Maße in jeden Winkel meines Lebensstils. Ich kaufe wann immer möglich gebrauchte Ausrüstung und Kleidung. Ich ernähre mich so pflanzlich wie möglich. Ich repariere Kleidung und tauche in Müllcontainer. Ich fahre Rad und fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich verzichte wann immer ich kann auf Einwegplastik. Ich singe und rede über nachhaltiges Leben und Umweltthemen. Ich inspiriere andere. In meinen Julie Sunflower Songs singe ich über meine Liebe zur Natur. Im Song „Questions“ von meinem ersten Album „The Red Balloon“ lautet der Text:



„I want to be free of debt and all the plastic garbage
  If I could choose I would live in a tree house
And maybe I’ll disappear and go powerless

Why do I sit here in the woods and listen closely
Should I rather be back home and help the poor?
Do I do enough to lessen CO2?
I am doing what I can that is for sure“



In dem Lied habe ich das Gefühl, dass ich mich vielleicht einfach von der Gesellschaft zurückziehen und ohne Strom im Wald leben sollte. Ich beziehe mich sowohl auf elektrische Energie als auch auf persönliche Energie. Wenn ich aus der Gesellschaft verschwinde und versuche zu leben, ohne zu reisen oder Spuren zu hinterlassen, werde ich auch nicht die Macht haben, die Welt zu verändern. Es ist ein Gleichgewicht. Ich weiß, dass das Reisen zu verschiedenen Musikveranstaltungen CO2 ausstößt, aber hoffentlich wird mein Konzert eine Inspiration sein.

Auch heutzutage kann man nichts klimakompensieren. Ich zahle Climaid, eine monatliche Mitgliedschaft, die meine monatlichen Emissionen kompensiert. Es ist immer am besten, die eigenen Emissionen direkt zu senken, aber es macht immer noch einen Unterschied, wenn ein großes Unternehmen Bäume pflanzt und Gasöfen für arme Menschen kauft, die derzeit Holz in ihren Häusern verbrennen.

4) Du liebst es ja auch, Barfuß zu laufen… warum?

Wenn ich durch einen Barfußschuh den Boden unter mir spüre, kann ich mich besser bewegen und gehen. Freier. Barfußschuhe sind mir auch insofern eine Hilfe, weil sie als weite Schuhe mir mehr Platz für meine Zehen schenken. Meine Füße haben sich in den letzten Jahren, in denen ich Barfußschuhe nun schon trage, allmählich erweitert. Ich habe auch mehr Kenntnisse über meine Füße und meinen gesamten Körper gewonnen. Über das, was sich richtig anfühlt.

Meine Winter-Barfußschuhe kaufe ich immer eine Nummer größer, damit Luft zwischen den Wollsocken bleibt und meine Füße warm bleiben. Ich habe auch schwere Stiefel und Absätze, weil ich diese manchmal brauche, um einen bestimmten Stil zu tragen, den ich ausdrücken möchte, aber selbst hier habe ich breitere Stiefel und bequemere Absätze gefunden. Jedes Mal, wenn ich Stiefel mit dicken Sohlen oder Absätzen trage, beschweren sich meine Füße und Knöchel, also trage ich sie nicht oft.

5) Wann hast du zum ersten Mal Barfußschuhe getragen und wie waren deine Erfahrungen? Wie kam es dazu, dass du danach nur noch Barfußschuhe tragen wolltest?

Durch meine Freundin Marusa bin ich das erste Mal auf Barfußschuhe aufmerksam geworden. Vor ungefähr acht Jahren arbeitete sie in einem Barfußschuh-Laden in Kopenhagen. Einer der Gründer einer Barfußschuhmarke kam, um im Geschäft über seinen eigenen Weg zur Herstellung von Barfußschuhen zu sprechen.

Er sprach darüber, was große Absätze und eine schmale Zehenbox mit dem Körper machen. Barfußschuhe bringen uns irgendwie zurück zur Natur und zu einer natürlicheren Art zu gehen, was mich sehr inspiriert hat. Meine Füße sind breiter als sonst und ich habe mich in normalen Schuhen immer etwas eingeengt gefühlt. Seitdem habe ich gebrauchte und neue Barfußschuhe verschiedener Marken gekauft. Ich liebe es, in ihnen zu laufen.

6) Kürzlich hast du zum ersten Mal ein Paar weiße Sneaker von Groundies verwendet. Wie läuft es sich in deinen neuen Sneakern und was gefällt dir besonders gut an ihnen?

Ich mag meine neuen weißen Sneakers Groundies Nova sehr. Ich habe lange nach einem weißen Barfußschuh gesucht, den ich zu meinen Konzerten tragen kann. Bisher habe ich schmale weiße Sneakers von anderen Marken getragen, aber ich freue mich darauf, dass mein neuer weißer Barfuß-Sneaker mich nun besser erdet, gleichzeitig geerdet aussieht und sich auch so anfühlt. Die anderen Sneaker verkaufe ich jetzt auf Trendsales – der dänischen Gebrauchtkleidungs-App.

Ich trage Schuhgröße 41 und was ich an den Groundies Nova mag ist, dass sie genau den richtigen Stil für mich haben – einfach, weiß und schön anzusehen. Normalerweise präferiere ich vegane Modelle, weil ich das immer besser finde, aber bei dem Nova-Sneaker wusste ich, dass ich ihn für viele Gelegenheiten nutzen werden und auch am längsten verwenden würde. Ich werde die Barfußschuhe für meine Sommerkonzerte verwenden, wenn ich geblümte Kleider trage.

Wenn ich Konzertoutfits plane, habe ich immer ein ganz klares Bild vor Augen. Ein Kleid mit vielen Blumen und Farben, gebraucht gekauft, dazu weiße Turnschuhe. Bisher musste ich beim Tragen von weißen Turnschuhen bei Konzerten immer Kompromisse eingehen, weil die üblichen schmalen Modelle von anderen Herstellern meine Zehen zusammendrückten. Jedes Mal, wenn ich von Barfußschuhen zu einer Nicht-Barfußmarke wechselte, hatte ich immer das Gefühl, dass meine Füße ins Gefängnis gehen. Mit Barfußschuhen habe ich mehr Platz für meine Zehen. Ich fühle mich geerdeter und kann mich leichter und freier bewegen.

Und das ist es, was ich an Barfußschuhen so mag – ich liebe es, dass ich durch sie „fünf Finger“ zum Laufen, Bewegen und Klettern habe. Für Konzerte muss mein Outfit mädchenhaft und hübsch sein. Dafür sind die weißen Groundies einfach perfekt. Subtil genug, um den Fokus nicht wegzunehmen. Hübsch genug, damit jedes Kleid zu ihnen passt.

7) Du hast auch einen Song übers Barfußlaufen geschrieben. Feet on the Ground. Worum geht es in diesem Song?

Ich liebe es, Inspiration für das Schreiben neuer Songs zu bekommen. Eine Freundin von mir, die ebenfalls Barfußfan ist, fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, einfach mal einen Song zu schreiben, der vom Barfußsein inspiriert ist. Und ich tat es. Spontan Songs zu schreiben ist nicht immer einfach, aber wenn es das richtige Thema ist, der Impuls von einem guten Freund kommt und ich in der richtigen Stimmung bin, dann kann schon die kleinste Idee oder das kleinste Wort einen ganzen Song inspirieren. Und so habe ich mich schnell mit meiner Gitarre hingesetzt und fing an zu singen und zu schreiben:

„Feet on the ground
Grass between my toes
Move to the sound
Of wherever my mood goes“


Das Lied handelt vom Wald und von der Küste. Ich habe es mit meinem Handy aufgenommen und zwei Vocals übereinandergelegt. Ich wusste ab der ersten Minute, dass es für zwei Stimmen gemacht ist. Bald hatte ich eine Melodie und das Skelett des gesamten Liedes. In den folgenden Monaten habe ich den Song fertiggestellt und eine Demoversion davon aufgenommen.

Ich habe es bereits bei vier Konzerten gespielt und ich mag, wie natürlich sich die Melodie bewegt. Ich werde es mit meiner Freundin Anne-Louise aufnehmen, die die schönste Altstimme hat. Ich liebe es, mit ihr zu singen. Wir sind seit Langem befreundet und sie hat ihre Stimme auch schon auf einigen meiner Songs auf meinem ersten Album „The Red Balloon“ beigesteuert, das ich 2020 veröffentlicht habe.

8) Dein Alltag sieht manchmal sehr stressig aus. Du bist viel unterwegs, stehst lange auf Bühnen. Deine Füße machen ganz schön was mit. Dein absoluter Tipp, um deinen Füßen wieder was Gutes zu tun?

Meinen Füßen geht es in diesem Jahr eigentlich ganz gut - keine Probleme. Wenn ich Nicht-Barfußschuhe trage, beschweren sich manchmal meine Knöchel und dann gehe ich einfach zurück zu Barfußschuhen. Meine Beine tun manchmal weh und schmerzen vom vielen Radfahren. Mein Rücken und meine Schultern sind nach dem Tragen der vielen Ausrüstung oft sehr spürbar. Ich fahre Rad und nutze öffentliche Verkehrsmittel.

Das ist nicht nur günstiger als ein Auto, sondern auch viel umweltfreundlicher. Außerdem ziehe ich das Workout auf dem Rad dem Bahnhof vor und dann die Ruhe, ein paar Stunden in der Bahn oder im Bus zu sitzen, wo ich an meiner Setlist für das heutige Konzert arbeiten kann. Manchmal ist der Transport ohne Auto eine Qual, aber im Allgemeinen ist es kein Problem für mich.

Meine Tipps bei Rückenschmerzen:

  • Grundlagenschulung „The Founder“ (YouTube) machen
  • Drehe und bewege deine Wirbelsäule regelmäßig über den ganzen Tag verteilt
  • Massiere deine Wirbelsäule und Schultern, indem du dich auf zwei Massagebälle legst und dich vor und zurück rollst
  • Mache regelmäßig Rücken- und Schultertraining

Zeitmanagement ist nicht meine Stärke. Letzten Monat kam ich zu spät und musste mit einem Kontrabass auf dem Rücken und einem Rucksack vorne zum Bus rennen. Meine Beine taten am nächsten Tag so weh. Ich sehe es jedoch als Training und auch wenn ich mal langsam Rad fahren muss, lege ich einfach ein Hörbuch ein oder rufe einen Freund an, während ich Rad fahre. Ich schwitze nicht viel, daher ist es für mich kein Problem, auf dem Weg zu einem Konzert Fahrrad zu fahren.

Wenn überhaupt, gibt es mir wahrscheinlich ein wunderschönes natürliches Rouge. Ansonsten bin ich ganz gut darin, mir nach einer Zeit mit vielen Plänen und Konzerten auch Zeit zum Entspannen und Entschleunigen zu nehmen. Ich bin nicht gut darin, mich zu stressen. Wenn ich Energie verbraucht habe, entspanne ich mich und dann habe ich ein gutes Gleichgewicht im Leben. Außerdem hilft es, etwas zu tun, das mir Spaß macht.

9) Wenn du deinen ganz eigenen Groundies gestalten könntest, wie sähe der wohl aus?

Oooh, das klingt nach Spaß! Lass mich nachdenken. Drei Ideen kommen mir in den Sinn: Der erste wäre ein Upcycling-Denim-Canvas-Sneaker mit einer Sohle aus Naturkautschuk, recyceltem Kunststoff oder recyceltem Leder. Es wäre großartig, mit einem nachhaltigen Schuh unterwegs zu sein, der auch nach Upcycling aussieht.

Meine zweite Idee wäre ein Barfußschuh, der sich durch ein cooles und einfaches Sohlen-Add-on von einem warmen Indoor-Hausschuh in einen Outdoor-Schuh verwandeln lässt. Ich weiß nicht, wie schick das aussehen würde, aber seit ich aufs Land gezogen bin, wechsle ich fünf bis zehn Mal am Tag zwischen Hausschuhen und Gummistiefeln. Es ist kein großes Problem, aber das Schlaue daran wäre, dass ich sie, wenn sie gut aussehen würde, zu Veranstaltungen und Dinnerpartys tragen und in der kalten Jahreszeit die Hausschuhe drinnen anbehalten könnte.

Meine dritte Idee ist ein transparenter, regenfester Barfußstiefel. Wie lustig wäre es, in Regenpfützen laufen zu können und trotzdem deine Füße oder Socken zu sehen? Ich habe diesen Traum, einen transparenten Regenmantel, Stiefel und einen Rucksack zu tragen.

10) Okay, letzte Frage: Was sind deine drei wichtigsten Säulen im Leben? Und hast du ein Abschlusszitat für unsere Leser:innen, das dir etwas bedeutet und das du teilen möchtest?

Meine drei Hauptsäulen, auf denen ich zu 100 Prozent stehe, sind Beziehungen, Musik und Natur. Mit Beziehungen meine ich meinen Partner, meine Freunde, meine Familie, die Tiere auf der Farm, auf der ich lebe, und all die Menschen, die ich treffe, die mich inspirieren und neugierig auf das Leben machen. Die Musik beinhaltet hingegen die Songs, die ich auf der Gitarre schreibe und das Finden von schönen Melodien auf dem Klavier. Aber auch, auf Mikrofonabenden in Kopenhagen aufzutreten und den anderen zuzuhören. Jammen mit Freunden an einem Sommernachmittag und Tanzen zu Live-Musik auf Volksfesten. Die Natur als Säule bedeutet für mich der Gesang der Vögel, Waldspaziergänge mit Pfadfindern, und das Entdecken von Käfern und die Pflanzen. Fotografieren. Im Meer schwimmen.

Eine Frage, die ich sehr mag, ist „Wie kann ich die beste Version meiner selbst sein?“ Diese Frage immer im Hinterkopf zu haben erlaubt mir, zu versuchen, die Dinge besser zu machen und in meinem Leben in die richtige Richtung zu gehen.

Ich mag auch, was Joshua Fields Milburn von „The Minimalists“ einmal in einem Podcast gesagt hat: „I get to do this“. Er sprach über die Dinge in seinen Leben, die schwierig für ihn seien – sei es die Arbeit oder aber Herausforderungen wie zum Beispiel, mit Musikausrüstung bergauf radeln. Anstatt sich zu beschweren und zu ärgern und zu fragen „Warum muss ich das tun?“ schlägt er vor, dass wir stattdessen sagen: „Ich darf das tun! Ich darf sechs Stunden reisen, um ein zwei-stündiges Konzert zu spielen. Ich darf Songs schreiben. Ich erlebe diese Welt gerade jetzt mit all ihren Wundern und all ihren Problemen.“ Diese Impulse erinnern mich daran, dass ich jeden Tag wertschätzen und die gute Seite der Dinge betrachten sollte.

Ich habe auch einmal gelesen, dass wir verpflichtet sind, unser Talent zu teilen. Kunst muss geschaffen und geteilt werden, weil wir sie als Menschen brauchen. Wir brauchen Zeichnungen, um Dinge zu visualisieren. Wir brauchen Musik, um Emotionen zu spüren und um gemeinsam zu singen. Wir brauchen schöne Tassen, Stühle und Filme in unserem Leben. Wir brauchen Kunst - ob wir es nun anerkennen oder nicht. Das hilft mir, meine Musik zu verbreiten. Ich muss nicht auf die Genehmigung warten oder mich fragen, ob es gut genug ist. Ich muss einfach tun, was ich kann, um es bekannt zu machen, weil ich weiß, dass es den Menschen, die ich auf Konzerten treffe, etwas bedeuten kann.

Die Nichten meines Partners sangen einmal beim Abwasch zu meinem Lied „Jeg plukker blomster“ („Ich pflücke Blumen“). Sie sagten mir auch, dass sie es seitdem jedes Mal hören, wenn sie den Abwasch machen. Es macht mich so glücklich zu wissen, dass meine Musik anderen etwas bedeutet und Freude bereitet.

Text und Fotos: Sabrina Lieb // Groundies

Instagram: @juliesunflowermusic

Song: Feet on the Ground